Viktor


Viktors Aussage

Viktor (57) ist unfreiwillig, ja unverhofft, zum Thema rituelle Gewalt gekommen: durch seine Familie im Raum Zürich. Erst mit der Zeit glaube er seiner Frau und musste sukzessive erkennen, dass es stimmt, was sie sagt.


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Wie oder durch wen bist Du in Kontakt gekommen mit ritueller Gewalt?

Ich bin zu dem Thema organisierte rituelle Gewalt eigentlich ganz unverhofft dazu gekommen. Unfreiwillig. Durch meine Familie, meine Frau vor allem, und durch die Kinder. Am Anfang war bei meiner Frau eigentlich nichts sichtbar gewesen. Es hat nichts darauf hingewiesen, und selbst wenn, ich hatte gar nicht gewusst, dass es das überhaupt gibt. Und es ist dann erst später, mit der Zeit, wo sie viele körperliche Beschwerden gehabt hatte, sichtbar geworden. Schlaflosigkeit, Schmerzen, Depressionen, alles mögliche. Zu vielen Ärzten, Psychiatern, Psychologen, niemand wusste, was es ist. Irgendwann kam das dann aber hervor. Durch Trigger sind erste Erinnerungen bei ihr hervorgekommen. Die sind ein bisschen ans Licht gekommen. Ich habe das dann nicht geglaubt oder nicht fassen können. Zuerst war der Missbrauch von ihrem Vater als Kind. Dass ihr eigener Vater sie immer wieder sexuell vergewaltigt hat. Ich dachte, das kann nicht sein. Dann kamen aber andere Erinnerungen dazu vom Kult und von Sachen, die man von organisierter ritueller Gewalt kennt. Auch das konnte ich nicht fassen. Ich habe mich dann intensiv damit auseinandergesetzt, Bücher gelesen. Auch über die psychiatrischen Störungen habe ich mich informiert und weitergebildet, und ich habe auch von anderen Betroffenen Geschichten gehört, die sich teilweise gedeckt haben. Ich habe vor allem auch selber recherchiert und angebliche Tatorte, die sie nannte, aufgesucht, und dann erkannte ich, dass das wirklich so ist, dass das stimmen muss. Aus verschiedenen Gründen, die sie gar nicht wissen konnte, weil das heute zum Teil nicht mehr so aussieht und früher genauso ausgesehen hat, wie sie es geschildert hatte. Es hatte sich dann immer mehr bestätigt, es gab immer mehr ein Gesamtbild, dass das stimmt, leider. Vom Prinzip her … So bin ich dann immer mehr in die Thematik rein gekommen.

Die Erinnerungen kamen aber erst später?

Das ist richtig. Das ist auch bei meiner Frau so gewesen, dass erst zwischen 40 – 50 Jahren die ersten Erinnerungsfetzen durch Trigger ans Licht kamen. In der Regel ist das auch bei anderen Betroffenen so. Es gibt Ausnahmen, aber im Regelfall kommt das erst später zum Vorschein, und auch nicht alles auf ein Mal. Die Ursache, der Grund dafür, ist die dissoziative Störung. Es ist ist eigentlich keine Störung, sondern ein Überlebensmechanismus, welcher bekannt ist, und die Täter wissen genau, was sie machen. Die sind professionell organisiert. Sie foltern und missbrauchen die Kinder von klein auf immer wieder derart, dass es Abspaltungen gibt, dass es als Kind überhaupt überleben kann und im Alltag weiter existieren kann. Und die Erinnerungen an das, weil es so schlimm ist, sind völlig abgespalten, dissoziiert in anderen Persönlichkeitsanteilen, auch das ist bekannt. Das ist nicht einfach ein schlimmes Erlebnis, welches einem einfährt und man sich erinnern kann. Es ist viel schlimmer als ein schlimmes Erlebnis, es geht bis zu Todeserfahrungen. Die Täter wissen das ganz genau, die arbeiten mit dem, um Kinder damit zu konditionieren, damit sie später im Kult selber Karriere machen. Darum ist das total verborgen im Alltag und abgespalten. Das Ziel der Täter ist immer auch, dass Kinder dann eine Karriere machen und selber auch aktiv sind und töten und vergewaltigen, weil das halt im Kult gefordert ist.

Was sagst du zur Plausibilität von Ritueller Gewalt?

Es gibt viel, es gibt harte Beweise. Was auch bekannt ist, sind Snuff-Videos, die sind zum Teil sichergestellt worden. Es gibt Tatorte, die beschrieben wurden von Betroffenen, die man untersuchen kann, ob es früher genau so ausgesehen hat, wie man es heute nicht mehr so feststellen kann, oder wie man es nicht manipulieren kann. Dann die sehr vielen Aussagen der Betroffenen, die sich decken, von verschiedenen Orten, verschiedenen Regionen, die vom Prinzip her ähnlich sind. Jeder hat seine Geschichte, jeder reagiert wieder anders, aber es hat vieles, was sich deckt, wo sehr starke Indizien sind, dass die Handlungsweise der Täter in diesen Kulten sehr gut professionell organisiert und geschützt ist. Solche Dinge wie die verschiedenen Foltermethoden, die ich immer wieder höre von verschiedenen Seiten, die Tötungsrituale, wo nicht einfach nur Tötung ist, sondern wirklich quälen bis zum Geht-nicht-mehr, Blut trinken, Menschenfleischhandel, all das hört man immer wieder von verschiedenen Seiten, und das sind sehr starke Indizien. Wenn man dem nachgeht, sind es Beweise. Neben diesen erwähnten Kulthandlungen, die ähnlich sind, auch die Orte, die ähnlich immer wieder genannt werden. Burgen, Bunker, unterirdische Anlagen in Stadtzentren, unter dem Bahnhof technische Anlagen, militärische Anlagen, Bauernhöfe. Das sind ganz bestimmte, definierte Orte, die immer wieder vorkommen.

Ist es schwierig, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen?

Ja, das ist leider sehr schwierig und fast aussichtslos, so ein Fall durchzubringen, weil die Ermittlungsbehörde, also Kriminalpolizei, und auch die Staatsanwaltschaft einfach die normalen Ermittlungen machen mit Observieren und Hausdurchsuchungen. Wenn solche Täter angezeigt sind, dann wissen sie es, weil sie keine Einzeltäter sind, sondern in einer organisierten geschützten Gruppe sind. Dann wird die Polizei nie etwas finden in einer Hausdurchsuchung. Das ist logisch, weder auf dem Computer noch sonst irgendwo. Man kann die auch verfolgen, observieren. Die werden dann in den Kult gehen und weitere Handlungen machen, und dann findet man einfach nichts. Dann heißt es einfach, an diesen Behauptungen ist nichts dran. Auch die vielen Personalaussagen, die sich decken, von Betroffenenaussagen, die nicht ernst genommen werden. Was ich auch erleben musste, dazu habe ich auch die Akten, dass Beweise verschwinden. Akten, die etwas aussagen, Hardware-Beweise, wo einfach von der Staatsanwaltschaft im Schlussbericht das Gegenteil behauptet wird und nicht registriert wird. Das ist verständlich, ich habe es ja am Anfang auch nicht geglaubt. Das passt irgendwie nicht in unser Weltbild hinein. Besonders in der Schweiz. Und das darf es und soll es nicht geben. Das verstehe ich, und wenn man das hört, kann man das fast nicht fassen.

Hast Du zum Abschluss noch ein persönliches Anliegen bzw. eine Botschaft?

Mir ist wichtig, dass man informiert und aufklärt so wie jetzt mit diesen Videos, dass das bekannt wird, dass die Realität ans Licht kommt. Weil wenn ich gewusst hätte vor 20 Jahren, was ich jetzt weiß, hätte ich zumindest meine Kinder beschützen können, die auch in den Kult hineingenommen wurden, die auch gefoltert wurden, die auch gezwungen wurden zu töten, und die auch schwer traumatisiert worden sind und jetzt auch kaputt sind fürs Leben. Wenn ich das damals gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich meine Kinder davor bewahren können. Was auch noch wichtig ist im Zusammenhang mit Aufklärung, das ist bekannt, dass die Medien, allen voran das „Schweizer Fernsehen“, eine Täterschutz-Kampagne laufen lässt, die behauptet, dass es das Ganze nicht gibt. Weil teilweise Fachleute Dinge behaupten, die nicht stimmen. Zum Beispiel mit der DIS [Dissoziative Identitätsstörung], dass das ganz selten sei. Es gibt eine Prävalenzstudie, von 0,4 – 4% von der Gesamtbevölkerung, das sind mehrere hunderttausend Betroffene in der Schweiz. Das deutet ganz klar auf schwere Gewalt in der frühen Kindheit hin. Wiederholte absichtliche Gewalt, sonst gibt es keine DIS, die Hürde ist sehr groß. Es gibt auch viele nicht diagnostizierte Betroffene, die eine DIS haben, die noch nicht erfasst sind in diesen Prävalenzstudien. Ob es ein paar gibt, die das simulieren oder behaupten, das kann es schon geben, aber das ist alles ein riesiges Ausmaß, und dass jetzt die Täterschutz-Kampagne so gefahren wird, ist ja eigentlich verständlich, weil in letzter Zeit immer mehr ans Licht kommt. Es wird immer klarer, dass das leider Realität ist, und darum müssen die Täter reagieren.