Rodjanha
Rodjanhas Aussage
Rodjanha Svàrogik (30) erlebte rituelle Gewalt in Bayern im Alter von 2 bis 29 Jahren. Ihre eigene Großmutter zwang sie zur Teilnahme an einem okkulten Sexritual. Außerdem wurde sie von einem mysteriösen Ring gequält, den ihr Vater, der seine Familie als die Elite der Gesellschaft betrachtete, ihr geschenkt hatte.
Wie oder durch wen bist Du in Kontakt gekommen mit ritueller Gewalt?
Das war die Familie meines Vaters. Zunächst dachte ich, das sei nur er, das sei auf ihn begrenzt, weil sich meine Großmutter sehr im Unsichtbaren gehalten hat. Und wie sich aber herausgestellt hat, ist sie dann noch an der Spitze des Ganzen, und ihre Mutter wiederum gehört auch mit dazu. Also mein Vater, seine Mutter, und seine Großmutter. Diese drei sind diejenigen, die zu diesen Kreisen gehören, von denen ich jetzt sicher weiß.
Was sind typische Erfahrungen, die Du als Betroffene(r) gemacht hast?
Also was sich durch mein Leben durchzieht, kurz gesagt, ist das Schuld-und-Sühne Programm. Ich habe mich allein schon für mein Sein schuldig gefühlt. Also wenn ich dort zu Besuch war, ich habe mich schuldig gefühlt, dass ich ich bin, dass meine Mutter meine Mutter ist, und sie haben es mich immer spüren lassen, dass es auch allen Grund hat, dass ich mich schuldig zu fühlen habe. Andererseits wurde ich aber immer in den höchsten Tönen angepriesen. Ich sei die Tollste und die Intelligenteste und die Ambitionierteste. Und man hat mir auch immer gesagt, mein Vater hat mir immer gesagt, ich würde zur Elite gehören. Und ich habe nie begriffen, was das bedeuten soll. Ich dachte zum damaligen Zeitpunkt immer, er würde das auf den Bildungsgrad beziehen, aber jetzt im Nachhinein weiß ich, dass sich gewisse Gruppen als Elite bezeichnen, und das hat er auch immer gemeint. Und ich solle mich mit Meinesgleichen abgeben und z.B. auch Jura studieren. Da wäre der Weg schon vorgezeichnet gewesen, an welcher Elite-Uni, an welcher Elite-Schule zuvor ich dann schon gewesen hätte sein müssen, damit ich in die entsprechenden Kreise aufgenommen werde.
Wo und in welchem Rahmen hat das stattgefunden?
Hauptsächlich Schauplatz war das Hotel meiner Großmutter. Also es gibt viele Bereiche in diesem Hotel, die sich unterschiedlich kategorisieren, wenn ich da gefühlsmäßig hingegangen bin. Also als Kind habe ich diese Bereiche dieses Hotels unterschiedlich wahrgenommen. Da gab es einen offiziellen Bereich mit dem Empfang, also der Rezeption. Dann gab es eine Treppe hoch in die Zimmer zu den Räumlichkeiten. Da gab es einen Fahrstuhl, ein Restaurant, das war alles der offizielle Bereich, der hat sich ganz normal angefühlt, ganz offiziell sozusagen. Und dann gab es ein Zimmer, das war durch so einen Rundbogen abgetrennt vom übrigen Restaurant, jedoch ganz offen zugänglich für alle Gäste. Und da haben sich eigentlich nur die Familienmitglieder aufgehalten und ab und zu mal ein Gast zum Essen. Also es war auffällig, dass Gäste sich niemals dort einen Platz ausgesucht haben zum Essen. Und von diesem Raum aus ging es auch noch mal in einen Trakt des Hotels. Da gab es auch eine Treppe zu Zimmern und da gab es auch einen Fahrstuhl, der auch unter anderem in den Wellnessbereich geführt hat. Und dieser ganze Trakt war für mich immer – hat sich mystisch angefühlt, da war irgendwas, da bin ich als Kind herumgeschlichen und es hat immer eine ganz starke Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Ich habe aber nie was gefunden. Ich bin nie auf was gestoßen, was dieses Gefühl jetzt erklärt hätte, aber die ganze Atmosphäre, die war in diesem Trakt des Hotels sehr speziell. Und Gäste, die auch dort ein- und ausgegangen sind, durch diese hintere Tür, die kamen mir auch immer komisch vor. Und meine Großmutter, die sehr präsent sich immer präsentiert hat im Hotel als Eigentümerin und immer eloquent war und in Kostüme gekleidet, mit entsprechenden farblich abgestimmten High Heels, die hat den anderen Gästen nur pro forma ganz nett mal zugenickt, aber mit diesen Gästen hatte sie immer einen speziellen Augenkontakt, und das ist mir als Kind aufgefallen. Und zum Abitur habe ich in diesem Hotel ganz feierlich von meinem Vater einen Ring überreicht bekommen. Und zunächst ist das jetzt nichts, was sich jetzt von anderen Familien so sehr unterscheidet, weil sie wissen ja immer, bestimmte Begebenheiten in Geschichten einzukleiden, dass es logisch wirkt und sich nicht besonders abhebt. Aber es war so eine kleine, rituelle Zeremonie, unscheinbar. Aber es war sehr, sehr feierlich und etwas Besonderes, dass ich jetzt so privilegiert bin, diesen Ring erhalten zu dürfen. Laut Aussage meines Vaters habe ich mir das erarbeitet durch mein Abitur. Und dieser Ring, den würde jeder aus dieser Familie überreicht bekommen, wenn er diesen Grad seiner Entwicklung erreicht habe, sozusagen. Der Ring war aus Gold. Er soll angeblich aus den beiden Ringen meiner Mutter und meines Vaters zusammengeschmolzen sein und neu angefertigt worden sein für mich. Dieser Ring war eine abstrahierte Schlangenform, also dass sich Kopf und Schwanz auf dem Fingerrücken gegenüber liegen. Auf der Schwanzseite war ein Brillant eingearbeitet und auf der Kopfseite meine Initialen. Also es war wie ein Siegelring. Und das ganz Besondere an diesem Ring ist, dass er einem Original nachempfunden war, einem echten Schlangenring, der einem ganz besonderen Mann gehört haben soll, den meine Urgroßmutter, glaube ich, auch noch persönlich gekannt haben soll. Und mein Vater hat in so einer Hochachtung von diesem Mann gesprochen, als sei es irgendein Meister, den diese Familie auch verehrt. Und es wurde ganz viel Wert darauf gelegt, dass ich diesen Ring am Ringfinger trage und nicht etwa am Mittelfinger beispielsweise, denn da hat er mir viel besser gepasst. Da wurde meine Urgroßmutter so bitterböse. Die hat mich angefahren, die hat normalerweise sehr auf ihre Wortwahl geachtet und auf ihre Ausdrucksweise, und die hat mich angefahren, was mir einfällt, diesen Ring am Stinkefinger zu tragen, und ich soll den sofort auf den anderen Finger setzen. Und diese Heftigkeit, die war ich überhaupt nicht gewohnt, und vor allem dachte ich, es sei besser, auf diesen wertvollen Ring zu achten, dass ich ihn nicht verliere. Aber das war scheinbar wichtiger, den am richtigen Finger zu tragen. Und dieser Ring durfte auch nicht abgelegt werden. Das wurde nicht ausgedrückt, aber das wurde mitgegeben. Ich wusste, das würde ich bitter bereuen, wenn ich diesen Ring einmal nicht trage und mein Vater bekommt es mit. Und das Besondere daran war, das habe ich eben jetzt erst im Nachhinein rückwirkend feststellen können, dass ich ab diesem Zeitpunkt der Ringübergabe die schlimmsten Albträume meines Lebens bekommen habe. Es gab einen Unterschied, es gibt ja normale Albträume, wenn man aufwacht, freut man sich, ist erleichtert. „Gott sei dank, das war nur ein Albtraum, jetzt ist alles gut.“ Aber diese Qualität von Träumen, die hat alles überragt, was ich bisher erlebt habe. Das war, als würde ich direkt von diesen Schauplätzen in Fleisch und Blut wiederkehren, sozusagen. Also ich hatte dann auch körperliche Schmerzen, ich habe wirklich geweint. Also es war richtig schlimm. Ich wusste, ich war da gerade. Und wenn ich im Wachbewusstsein diese Träume reflektiert habe, waren das die schlimmsten, perversesten Träume, das kann man sich kaum vorstellen. Ich habe mich dann auch selber geschämt, ob das irgendwie Teil meiner Fantasie sein könnte. Da ging es immer um Sex, Gewalt, Exkremente, Erbrochenes, Kinder, Orgien, die gefeiert worden sind. Ich musste Räumlichkeiten aufsuchen. Ich hatte nie die Wahl, nein zu sagen. Ich stand da wie unter Hypnose im Traum. Jemand schnipst mit dem Finger und ich habe ausgeführt, sozusagen. Und genau diese Träume habe ich zehn Jahre lang geträumt. Nach zehn Jahren bin ich auf den Zusammenhang zwischen diesem Ring und den Träumen aufmerksam geworden, und dann habe ich diesen Ring vernichtet. Daraufhin hat sich ein weiteres Tor für mich geöffnet, also eine Erinnerung, und mit dieser Erinnerung und der Vernichtung des Rings haben die Träume bis zum heutigen Tage geendet. Seitdem habe ich nie wieder schlecht geträumt.
Was war deine schlimmste Erfahrung?
Die schlimmste Erfahrung, auf die warte ich ehrlich gesagt noch, dass ich mich an die erinnere. Ich bin ja jetzt noch nicht so alt, dass ich jetzt schon sehr lange Zeit gehabt hätte, dass sich mein Traumagedächtnis öffnet. Ich arbeite daran, weil ich will es wissen. Jedoch die gesamte Beziehung mit meinem Vater war von Angst und Todesangst geprägt, die sich nicht erklären ließ. In seiner Gegenwart war ich auch immer wie ausgetauscht. Also ich war auch dazu programmiert, zu funktionieren und spezielle Rollen einzunehmen. Also in seiner Gegenwart war ich das kleine, schüchterne Mädchen, das sich nichts zu sagen traut, aber gleichzeitig die verstandesmäßig sehr weit entwickelte, vom Kognitiven her auch weit entwickelte junge Frau, die weit jenseits ihres Alters da angesiedelt war, mit der man sich über Sachen unterhalten konnte, die man eigentlich mit keinem Kind bespricht, und von der man das auch erwartet hat, dass sie sich auf dieser Ebene austauscht. Nach außen hin war er aber immer der aalglatte, fürsorgliche, eloquente, wohlhabende Vorzeigevater. Und die, wenn man so sagen will, schlimmste Erfahrung lässt sich mit einer Erinnerung einleiten an ein Ritual, und zwar war das eine rituelle Taufe. In einem wenig beleuchteten Raum hat dieses Ritual stattgefunden. Ich war ungefähr zwei Jahre alt, um den Dreh, und sitze auf dem Schoß meiner Oma. Die wiederum saß auf einem Altar oder thronähnlichen Stuhl, sage ich mal. Der war erhöht, hatte eine ganz hohe Rückenlehne, und sie hatte so eine Art Robe an oder Gewand, ein ganz langes, goldbesticktes, mit filigranen Stickereien bestücktes Gewand. Und ich musste auf ihrem Schoß sitzen, mich an ihren Oberkörper anlehnen, und sie hat dann ihre beiden Hände genommen und meine nackten Beine gespreizt. Und dieser Raum war voller anderer Leute, die auch bekleidet waren mit dunklen Klamotten. Aber an entsprechenden Stellen hatten diese Klamotten Cut-Outs. Also ich habe Brustwarzen gesehen, Geschlechtsteile. Die Gesichter waren maskiert, ich habe aber die Augen gesehen, und kann aber jetzt, weil der Raum war wenig beleuchtet, ich kann nicht sagen, wie viele da letztendlich waren. Also es waren bestimmt 15 Leute, aber es können auch viel mehr gewesen sein. Und in dem Moment, in dem sie meine Beine gespreizt hat, haben alle, die in diesem Raum waren, mir genau mitten zwischen die Beine geschaut, und waren dann wie in einem Bann. Und es ist dann so eine Kraft in denen aufgestiegen, die auch heiß war. Also es ist eine Wärme gewesen und eine unglaubliche Kraft und ein Machtgefühl, das in ihnen aufgestiegen ist. Ja, und soweit war eigentlich die Erinnerung. Also meine Großmutter schien da wie eine Hohepriesterin oder so ein Master of Ceremony zu sein. Die war definitiv die Leitung. Die war etwas Ranghöheres. Und zu der hat man auch aufgeschaut mit einem unglaublichen Respekt. Und das passt wiederum so sehr zu ihrem Alltagsauftreten. Weil ich habe ganz viele Menschen erlebt – in diesem Ort kennt man sich – und wenn es mal zur Sprache kam, dass ich die Enkelin von dieser Frau bin, sind die sofort vor mir zurückgeschreckt und haben Angst gehabt, dass sie jetzt schon was Falsches gesagt haben und jetzt irgendwie bestraft werden, weil alle sagen, wenn diese Frau einen Raum betritt, dann gefriert der zu Eis und es ist still. Also die hat auch so eine Ausstrahlung im Alltagsauftreten. Also das hat gepasst zu dieser Erinnerung, dass die auf einmal so einen Rang hatte.
Hast Du zum Abschluss noch ein persönliches Anliegen bzw. eine Botschaft?
Ja, denn charakteristisch für diese Strukturen ist, dass es tausende von Situationen und Bemerkungen oder Reaktionen, Machenschaften oder Ereignisse im Leben gibt, die an sich total unlogisch oder merkwürdig erscheinen, und die für sich, wenn sie für sich alleine stehen, keinen Sinn ergeben. Und man versucht immer, sich in unserem Alltagsbewusstsein eine Erklärung zurecht zu legen. Und, ja, man zweifelt immer sehr an sich selbst. Aber wenn man diese ganzen Einzelteile mit dem roten Faden der rituellen Strukturen verbindet, ergibt auf einmal alles total Sinn und ein großes, ganzes Bild. Mir sind zum Beispiel Leute im Leben begegnet, bei denen es vom Verstand her unmöglich erscheint, dass das alles organisiert und gestaged ist, dass die in meinem Leben auftauchen, weil die aus unterschiedlichsten Bereichen einfach auf mich zukamen mit unterschiedlichsten Anliegen. Und zum Teil war das so organisiert, dass ich dachte, ich hätte dafür gesorgt, dass dieser Kontakt zustande kommt. Also man darf sich das nicht so vorstellen, dass die alles von A bis Z durchgeplant haben, sondern es ist im Grunde wie beim Schach, dass es immer mehrere Optionen für den nächsten Spielzug gibt. Und dass du auch immer noch das Gefühl hast, du hast die Kontrolle oder du bist mit beteiligt, oder mit Schuld, oder du entscheidest was. Aber im Grunde genommen reagieren sie nur wieder auf deine nächste Entscheidung und fädeln es dann doch so ein, wie sie es haben wollen. Und diese Denkweise, diesen Zweifel einfach, den muss man beiseite schieben, und mal die eigene Körpersprache verstehen lernen, denn die lügt nicht. Also jede Zelle geht in Resonanz und da ist alles gespeichert. Und wenn ich da zurückblicke auf die ganzen Geschichten, oder Menschen auch, die mir begegnet sind, mein Körper hat als erstes Bescheid gewusst. Aber mein Kopf hat es sich halt zurecht gelegt. „Nein, man darf nicht unhöflich sein.“ „Das ist doch nur dieses oder jenes Problem.“ Oder was weiß ich. Das ist nicht richtig. Also das ist eine Programmierung, und das ist so gewollt, dass die versteckt bleiben und im Okkulten bleiben und weiter Drahtzieher sein können. Aber wir müssen aufhören zu denken, dass wir uns selber nicht trauen können. Und das ist die oberste aller Aufgaben, diese Fähigkeit zurückzuerobern. Weil dann haben die anderen keine Chance mehr.