Rike Schwan


Rike Schwans Aussage

Rike (37), in einer Familie aufgewachsen, die den Teufel anbetet, hat im Alter von 0 bis 28 im Gebiet Essen und Umgebung, Wewelsburg, aber auch in London, Kalifornien, in den Niederlanden und Schweden rituelle Gewalt erlebt. «Vergewaltigung war an der Tagesordnung», sagt sie.

Rikes Buch: Illuminati im Ruhrgebiet: Die Nachfahrin eines SS-Führers packt aus


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Wie oder durch wen bist Du in Kontakt gekommen mit ritueller Gewalt?

Ich wurde in eine Familie reingeboren, die schon seit Generationen rituelle Gewalt und Teufelsanbetung betreibt. Ich wurde damit von Geburt an konfrontiert und mit einbezogen in alles. Das war dann mein ganzes Leben lang so.

Wo und in welchem Rahmen hat das stattgefunden?

Die typischste Erfahrung, die es gab, ist Vergewaltigung. Die fand im normalen familiären Rahmen statt, im rituellen Rahmen, von, wie gesagt, Ritualen, oder wenn okkulte Feste stattfanden, oder auch zum sogenannten Training, beziehungsweise, was man eigentlich als Abrichtung der Kinder bezeichnen kann, und auch sehr viel zu Zwecken der Prostitution und Missbrauchsvideos, das war auch sehr häufig. Das war eigentlich die am meisten vorkommende Erfahrung. Aber Stromfolter war auch sehr regelmäßig, also Elektroschocks, entweder zur Bestrafung oder um Anteile abzuspalten.

Was sind typische Erfahrungen, die Du als Betroffene(r) gemacht hast?

Ich würde sagen, diese beiden Sachen kann man als sehr typisch bezeichnen. Ansonsten noch Rituale, wo okkulte Wesen angerufen wurden, was ich nicht immer alles verstanden habe. Zum Beispiel, was man vielleicht als Klischee kennt, dass es schwarze Kuttenträger gab. Das war oft so, das ist nicht bloß ein Klischee.

Was war Deine schlimmste Erfahrung?

Ein einzelnes Erlebnis kann ich nicht so raussuchen, aber als Kategorie würde ich sagen, waren die schlimmsten, wenn es mit menschlichen Opfern zu tun hat, wenn ein Mensch getötet wurde. Das ging nicht immer schnell vonstatten. Es wurde auch mit Verstümmelung und Schändung gearbeitet. Entweder musste ich dann zugucken oder wurde später auch dazu gezwungen, es selber zu tun. Das war so schlimm, dass ich heute immer noch ein bisschen versuche, das zwar anzugucken, wenn ich muss, aber ansonsten denke ich da nicht gerne dran. Ich will jetzt auch keine grausamen Details nennen, aber das kam schon oft, zu oft, vor. Das waren die schlimmsten Arten des Traumas, würde ich sagen. Wenn ich dann von Nicht-Trauma – wenn ich die schlimmste Erfahrung des Lebens beschreiben sollte, dann würde ich sagen, dass es einfach die Erfahrung ist, dass ich zu etwas gezwungen werden kann, etwas zu tun, was ich absolut nicht möchte. Also quasi auf Knopfdruck, und ich tue, was gewollt ist. Und dass es selbst als Erwachsene noch so funktioniert. Wie gesagt: Prostitution, Mord, egal was. Ich war irgendwie fremdgesteuert und mein freier Wille wurde mir genommen und im Grunde genommen auch die menschliche Würde. Das allein ist eigentlich das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann, meiner Meinung nach. Das ist ein extremer Kampf, sich das zurückerobern zu müssen, zu wollen und überhaupt aus der ganzen Mind-Control-Sache herauszuklettern, Stück für Stück, mühsam.

Wie bringen Täter die Kinder dazu, sich zu fügen?

Das, was als Mind-Control bezeichnet wird, oder was darunter bekannt ist. In meinem Fall war es so, dass meine Familie die Täter waren, und ich hatte halt eine Bindung zu denen, die mich dann auch loyal sein lassen hat. Aber generell waren es meine Großeltern, die waren die Haupterzieher, sage ich mal so. Die waren immer da im Alltag und haben auch dafür gesorgt, dass ich gute Erlebnisse mit ihnen habe. Aber auf der anderen Seite haben die mich halt trainiert und abgerichtet, so wie andere Leute Hunde abrichten. Das haben die mit mir als Kind gemacht, aber auch mit meinen Schwestern, meiner Cousine, meinem Cousin. In der Gruppe, in der die waren, waren viele andere Kinder, die auch so trainiert wurden, so hieß das bei uns immer. Das wird halt durch Trauma gemacht. Es wurden Trauma angewendet, sag ich mal, was Folter ist, die erwähnte Vergewaltigung, oder Strom, oder alles Mögliche. Da sind die sehr kreativ. Durch Foltern spaltet sich dann der Geist ab. Es enstehen Anteile, die dann separat in den Körper gerufen werden können. Dann kriegt jeder Anteil ein spezielles Training. Manche kriegen ein Training, um lieb zu sein, wenn sie vergewaltigt werden, positive Reaktionen zu geben und gar nichts mehr zu spüren, also gar nicht mehr zu spüren, dass sie das nicht wollen, oder dass ihnen etwas Blödes passiert. Andere Anteile werden dann dazu gebracht … … halt Tieropfer, man fängt mit Tieropfern an, dass man die Hand von einem Kind führt, wenn ein Tier geschlachtet wird, und dann sagt man: „Guck mal, du hast das gemacht, du bist schuld, du bist böse!“ Und irgendwann glaubt das Kind das auch. Und irgendwann kommen halt Menschen dran, und dann glaubt das Kind schon oder der Teenager, wenn es dann schon so weit ist: „Ja, ich bin sowieso böse. Und ich habe das schon gemacht, es gibt gar kein anderes Leben für mich … “ “ … und andere Leute außer der Kult wollen mich eh nicht aufnehmen.“ Das ist dann dieser Anteil, und der hat diese Aufgabe und kann rausgerufen werden, wie die Täter es gerade wollen, wie die es brauchen, und dann auch wieder weggeschickt werden, wie die es so planen, so dass man dann als Person gar keine Erinnerung mehr daran hat, also es ist komplett weg. Man kann denken, man hatte nur ein schönes Familienfest und nichts Schlimmes ist passiert. Und das geht durch diese Mind-Control halt. Und das geht auch mit Kindern, die nicht in Familien reingeboren wurden, sondern die irgendwie anders in ihre Hände gerieten. Aber sie bevorzugen auf jeden Fall welche, wo die Eltern oder sonstige Familienmitglieder mitarbeiten, weil es immer leichter ist, dann auf die Kinder zuzugreifen und auch dafür zu sorgen, dass die Behörden nicht eingeschaltet werden, dass niemand es mitbekommt.

Hast Du zum Abschluss noch ein persönliches Anliegen bzw. eine Botschaft?

Da habe ich auf jeden Fall eine, und zwar will ich mich an alle Betroffenen richten. Ich möchte sagen, auch wenn es nicht so scheint, Heilung ist möglich. Deprogrammierung ist möglich. Und vor allem gibt es gute Menschen, die helfen und die auch glauben, was man berichtet. Und ich glaube auf jeden Fall dir oder euch. Und vor allem möchte ich auch noch sagen, dass man immer im Auge behalten sollte, dass man nicht selber schuld ist. Man wurde dazu gezwungen. Man hatte gar keine Wahl als Kind. Selbst wenn man als Erwachsener in ihre Fänge geriet. Sie haben Gewalt. Sie sind in der Überzahl. Man sollte auf jeden Fall nicht denen glauben, wenn sie sagen: „Es ist nur alles deine Schuld.“ Das stimmt nicht! Jedes Opfer verdient Liebe, Sicherheit, und ein selbstbestimmtes Leben. Das verdient jeder!