Nina


Ninas Aussagen

Nina (56) erlebte rituelle Gewalt ab ihrem ersten Lebensjahr in der Schweiz. Sie musste Häutungen mitansehen und berichtet von unterirdischen Silos, in denen die Opfer ritueller Gewalt in Säure aufgelöst wurden. Sie sagt: «Die Täter sind gut vernetzt und im normalen Leben in ganz verschiedenen Tätigkeiten aktiv.»


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Wie oder durch wen bist Du in Kontakt gekommen mit ritueller Gewalt?

Bei mir war es bereits als Baby beschlossene Sache, dass ich in den Kult hineingehe. Man hat mich gezielt mit Programmierungen und Folterungen dazu gebracht, dass ich gefangen war. Programmierungen sind passiert mit Elektroschock. Sie fesselten mich für die Elektroschocks, mit Aufhängen, mit unter Wasser tauchen. Unterirdisch waren solche Vorrichtungen, die speziell für das gemacht wurden, zum Einprogrammieren. Und mit so viel Schocks und den schlimmen Erlebnissen, die man machte, hatten sie einem am Schluss so weit, dass man immer gemacht hat, was sie wollten. Man hat Anteile entwickelt, weil man immer Grenzerfahrungen mit dem Tod hatte, also man ist fast gestorben. Und dann konnten sie einen so weit bringen, dass sie mit einem Codewort, oder was auch immer, einen abrufen konnten, und man dann für den Kult gefügig war.

Was war Deine schlimmste Erfahrung?

Die schlimmste Erfahrung war eigentlich das, was am Schluss, mit all dem, was passiert war, als ich mitgenommen worden bin als Kind, diese brutale Tötungen, Quälungen, Häutungen, alles mögliche, Zerstückelungen bei lebendigem Leib, einfach diese grausamen Sachen sehen zu müssen, das ist das Schlimmste gewesen. Plus aber dann auch selber zum Täter zu werden. Also man kam soweit. Sie haben einen so weit gebracht, dass man gezwungen worden ist, das auch zu tun. Und bis ins Erwachsenenalter mit diesen Programmierungen war man dann so weit, dass man am Schluss selber auch aktiv diese Sachen gemacht hat. Ich bin ja selber im Kult losgelaufen. Man konnte mich einfach mitnehmen, dann bin ich in die anderen Anteile geswitcht, und dann konnte man das mit mir machen.

Wie hat man Dich dazu gebracht, da mitzumachen?

Weil ich als Kind, ich hatte eine normale Kindheit. Ich hatte gemeint, ich sei geliebt von meinen Eltern, in einer normalen Familie aufgewachsen mit allem, was man haben kann, oder was man meint, dass man es hat. Und in dem Sinn war für mich alles normal. Später erst kamen die ersten Erinnerungsfetzen, als es mir schlecht ging. Es kamen immer mehr Erinnerungen hoch, bis es dann am Schluss soweit war, dass ich feststellen musste, dass ich von Kleinkind bis ins Erwachsenenalter da mit drin war. Ich wurde immer mitgenommen und hatte nie die Wahl, ob ich mitgehen möchte oder nicht. Also man nahm mich einfach mit. Ich wurde von meinem Vater mitgenommen und von den Tätern halt wurde ich dort eingeschleust. Als kleines Kind kann man sich nicht wehren und hat keine Chance, irgendwo zu entweichen.

Wurde dann alles für Die „normal“?

Normal ist es nie, das ist es sowieso nicht. Nein, normal wird es nie. Es war eher so, dass ich dachte, ich habe ein normales Leben, und das kam dann erst später raus. Ich hatte ein Tagleben und ein Nachtleben, oder ein Wochenendeleben, wo ich das alles tun musste. Gleichzeitig war ich aber dann nach außen hin eine normale Person. Also man merkte mir das nicht an, ich hatte es selber auch nicht bemerkt, dass ich da drin stecke. Ich dachte, ich habe ein ganz normales Leben. Erst später kam raus, dass ich ein Parallelleben geführt habe.

Du hast von ganz dramatischen Ereignissen erzählt – zum Beispiel vin „Menschen verstückeln“. Was passierte mit den sterblichen Überresten?

Es kam eins nach dem anderen hoch, also die letzten paar Jahre kamen Dinge hoch. Also es war nicht auf einen Schlag alles da, es kam alles Stück für Stück hoch, und nicht nur in Therapie. Also ich war nicht nur in Beratungen, sondern auch sonst kamen diese Erinnerungen hoch. Das ist nicht nur in der Therapie passiert. Unterirdisch sind zum Teil Silos, wo sie reingeschmissen werden. Sie können dann so wie Kremationen machen, wo drinnen Feuer gemacht wird. Oder ich weiß auch nicht wirklich, keine Ahnung wie das funktioniert. Aber ich habe solche Silos gesehen, ich musste es ansehen. Also ich musste zum Teil helfen, die Leichen zu zerstückeln oder dann auch in solche Säurefässer hinein zu tun. Also das sind ganze Apparate, die sie haben, wo sie die Kinder entsorgen.

Hast Du dafür Beweise?

Das ist halt lange her, es sind Beweise, die man nicht, na ja … Ich weiß nicht, ob diese Tatorte noch alle bestehen, sie wechseln ja immer wieder die Orte. Von daher kann ich nicht sagen, wo das alles war. Gewisse Orte kenne ich zwar und weiß, was dort passierte, aber wo wie was genau kann ich nicht sagen.

Hast Du zum Abschluss noch ein persönliches Anliegen bzw. eine Botschaft?

Ja, es ist mir wichtig, dass es publik gemacht wird, dass die Menschen wirklich auch wissen, was im Hintergrund läuft, denn es ist ein sehr dunkles Thema, wovon die Leute eigentlich keine Ahnung haben. Man hat nach außen hin das Gefühl, alles läuft normal. Aber die Täter sind so gut vernetzt, dass sie zwar im ganz normalen Leben da sind, d.h. sie sind in ganz verschiedenen Tätigkeiten aktiv und arbeiten normal, aber gleichzeitig müssen sie ihren Dienst dort machen. Jeder hat seinen Job im Kult, den er erledigen muss. Und dadurch gibt es ein ganzes Konstrukt, eine ganze Vernetzung. Sei es ein kleiner Job, vielleicht irgendwo Wache stehen, oder sagen „wir haben jetzt gerade eine Veranstaltung, hier kann man nicht reingehen“. Also es ist eigentlich gut vernetzt, so dass es gar nicht nach außen dringen kann. Weil die Kinder können ja nicht reden, die haben keine Chancen zu schreien. Und falls sie schreien, dann hört es niemand, weil sie an einem Ort sind, wo man sie nicht hört. Es wird einfach immer so vertuscht, dass es gar nicht an die Öffentlichkeit kommen kann. Das ist mir einfach ein Anliegen, es soll endlich mal an die Öffentlichkeit kommen, denn die Justiz ist nicht wirklich bereit hinzuschauen.