Nessjah


Nessjahs Aussage

Nessjah (51) erlebte seit ihrer Geburt bis zu ihrem 36. Lebensjahr rituellen Missbrauch in Deutschland und den USA. Die ersten Erinnerungen kamen mit 33.


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Wie oder durch wen bist Du in Kontakt gekommen mit ritueller Gewalt?

In Kontakt kam ich durch meinen Vater, der selber Satanist war, und der mich von Babyalter an schon missbrauchte, und, irgendwann, als ich so ungefähr fünf Jahre alt war, in diese rituelle Szene hineinbrachte.

Wo und in welchem Rahmen hat das stattgefunden?

Es ist schwierig für mich, das zu trennen, weil es gab sowohl pädophile Veranstaltungen als auch rituelle Messen, die stattgefunden haben, als auch, dass ich in Kindesprostitution gebracht wurde, auf Parkplätzen oder so an Freier vermittelt wurde, aber was die rituelle Gewalt anging, da waren so Sachen wie, dass ich im Wald ausgesetzt wurde, nackt im Wald ausgesetzt wurde nachts, und dann gejagt wurde von irgendwelchen Männern, die mich dann anschließend vergewaltigt haben. Es kam auch mal vor, dass ich lebendig in einem Sarg begraben wurde mit Ungeziefer voll, und später erst wieder rausgeholt wurde. Dann gab es so Folterungen mit Strom oder … dass Schnittwunden zugefügt wurden, oder mit Nadeln unter die Fingernägel gestochen wurde. Solche Dinge sind wieder immer wieder passiert. Dann auch dass ich in Gruppen, in Kindergruppen, war, und wir mit mehreren Kindern missbraucht wurden, und Kinder dann auch getötet wurden. Es kam vor, dass Kinder lebendig aufgeschnitten wurden und … dann das Herz entnommen wurde, das Herz gegessen wurde, Blut getrunken wurde. Solche Dinge sind passiert.

Was war Deine schlimmste Erfahrung?

Das ist schwierig. Weil alleine das, was ich jetzt gesagt habe, das war ja alles irgendwo schlimm. Und dann zu sagen „so, das war das eine wirklich Schlimme“ … Jedes auf seine Art war unfassbar schlimm und grausam und eigentlich nicht aushaltbar. Deswegen hat da ja auch meine Seele abgespalten. Also eine ganz markante Sache, an die ich mich einfach erinnere, war, dass ich umringt war von lauter Frauen, die sich irgendwie so verkleidet hatten wie Hexen und … Man hat mir ein Baby auf den Bauch gelegt und ein Messer in meine Hand genommen und hat dann auf dieses Baby auf meinem Bauch eingestochen, meine Hand gehalten und dann auf dieses Baby eingestochen, das Baby getötet. Dann haben sie immer wieder gerufen: „Was hast du getan? Was hast du getan?“ „Du hast das Kind getötet! Was machst du da?“ Und anschließend, also das Ganze hat stattgefunden in einem Bergwerk, ein stillgelegtes Bergwerk, und dann gab es dort wie so einen Höhlengang, da war Wasser drin, und dort wurde ich dann hingebracht und angekettet und stand kniehoch im Wasser und überall um mich rum waren Kinderleichen. Das war schon krass. Aber es war eines von vielen krassen Erlebnissen.

Wie bringen Täter die Kinder dazu, sich zu fügen?

Oftmals war ich eigentlich mehr wie eine leblose Puppe, die alles über sich ergehen ließ, aber in verschiedenen Momenten, wo ich dann wirklich auch aktiv war, aktiv sein musste, irgendwie mitmachen musste, gefügig sein musste, dann wurde ich immer wieder unter Druck gesetzt, dass, wenn ich das nicht tue, meine Mutter eben das Gleiche erleiden würde oder eben auch getötet würde.

Hast Du zum Abschluss noch ein persönliches Anliegen bzw. eine Botschaft?

An allererster Stelle möchte ich sagen: Diese Dinge sind wahr. Das passiert wirklich. Und das passiert nicht irgendwo im Ausland, sondern das passiert in der Nachbarschaft. Und letzten Endes ist keiner davor gefeit, und man guckt den Menschen nicht wirklich … Also man sieht nicht wirklich, was in den Menschen vorgeht. Das sind Menschen, ich würde sagen, wie du und ich, denen man das nicht ansieht, was für Grausamkeiten – zu was sie fähig sind. Ich wünsche mir einfach, dass wir alle viel ernster nehmen, was Menschen, was Betroffene sagen. Und ihnen glauben. Dass wir zu allererst glauben, dass sie sich das nicht ausdenken. Und es ist nicht ohne Grund, dass, wenn man im Internet eingibt „Filme nach wahren Begebenheiten“, die meisten davon sind Horrorfilme. Das ist das Erste, was kommt, Horrorfilme. Warum? Weil es wahr ist. Weil die schlimmsten Dinge ganz wahr passieren. Und sie passieren den Schwächsten, den Kindern, und sie haben niemanden, der für sie eintritt. Ich wünsche mir so sehr, dass wir mit offenen Augen durchs Leben gehen und wirklich wachsam sind. Und wenn wir sehen, da ist jemand, da ist ein Kind, das irgendwie auffällig ist, das Hilfe braucht, dass wir hinschauen, dass wir uns vielleicht auch selber erstmal Hilfe suchen und sagen, ich habe da jemanden in meinem Umfeld und ich mach mir Sorgen um das Kind. Nicht gleich aktiv werden, nicht gleich losrennen, aber selber mal fragen, wo könnte ich mich denn hinwenden? Wie könnte man diesem Kind denn helfen? Und dann möchte ich einfach den Betroffenen sagen: Es gibt ein Weg raus. Es gibt Hoffnung, es gibt einen Weg raus. Wenn ich es geschafft habe, ich bin nicht jemand anders, nicht besser, nicht schlechter, nicht intelligenter, ich … Wir können das. Wir können das. Aber wir schaffen das nicht alleine. Wir brauchen Unterstützung von Menschen. Ich persönlich habe erlebt, dass Gott mir geholfen hat. Ich konnte mich an ihn wenden, ich konnte ihn um Hilfe bitten. Und ich habe erlebt, dass er real ist und dass er mich liebt, und dass er raushelfen kann und raushelfen wird, wenn wir nur mutig sind, seine Hand zu ergreifen. Aber er zwingt sich nicht auf. Und ich möchte einfach sagen, was auch immer man euch vorgespielt hat oder erzählt hat über Gott, wie grausam er wäre und dass wir ihm egal sind … Es ist nicht wahr. Er war da. Er hat uns gesehen. Er hat mit uns gelitten. Und er will uns raushelfen. Und wenn wir ihm nur eine Chance geben, sich zu zeigen, wie er wirklich ist, dann verändert das alles.